Schafott Nepomuk
PositionLand/Region Plzeňský kraj, Bezirk Plzeň-jih, Gemeinde Nepomuk
33 N 397230 / 5481356 UTM/WGS84
BeschreibungObjektbeschreibung
Eine annähernd ovale Stützmauer in Form eines rund 15 mal 18 Meter großen elliptischen Kegelstumpfs befindet sich am Gipfel des 515 Meter hohen, teilweise steilen und felsigen Hügels Šibenice (dt. Galgenberg) südlich von Nepomuk, der Geburtsstadt des 1729 heiliggesprochenen Johannes von Nepomuk. Das von der Mauer gestützte und aus hauptsächlich Erde bestehende Plateau ist annähern plan und heute1 mit mehr oder weniger dichtem Gebüsch bewachsen. Das Mauerwerk besteht aus unbehauenen, bemoosten Steinen, ist stellenweise bis zu 1,3 Meter hoch aber an mehreren Stellen teilweise von oben bis unten ausgebrochen. Im Osten des Monuments kann man noch einen rampenförmigen Zufahrtsweg ausmachen, der auf das Plateau führte und wohl breit genug war um mit einem Pferdewagen befahren zu werden. Bei dem beschriebenen Bauwerk handelt es sich um ein Schafott, also eine erhöht gelegene Bühne, auf der die Strafe des Köpfens, möglicherweise aber auch andere Strafarten wie Rädern vollstreckt wurden. Auf der großen Fläche fand der Henker sicher genug Platz dafür, möglicherweise auch um später die sterblichen Überreste der Delinquenten zu verscharren, und die Schaulustigen konnten von ebenen Flächen unterhalb der Kuppe den Ablauf verfolgen. Auf der Gipfelebene finden sich nur einige vereinzelte Steine, aber nichts was auf einen steinernen Galgen hindeuten würden. Möglicherweise war dieser aus Holz errichtet, weshalb sich keine Spuren erhalten haben oder an einer anderen Stelle des Hügels lokalisiert. Ein räumliche Trennung von Galgen und Schafott war oft üblich.2 Die Richtstätte grenzt im Südosten an ein eingezäuntes Wasserreservoir.

Historischer Kontext
Bereits im Jahre 1284 scheint Nepomuk die hohe Gerichtsbarkeit besessen zu haben. Die letzte Hinrichtung fand am 10. September 1688 statt, als eine Kindesmörderin aus Klašter geköpft wurde. Im Jahr 1888, nachdem das Schafott funktionslos geworden war, wurde - dem Zeitgeist entsprechend - am Šibenice ein Landschaftspark angelegt.3 Ein in den Hang eingelassenes Bauwerk dieser Epoche - möglicherweise einen Brunnen - kann man östlich unterhalb der Richtstätte noch besichtigen. Offen ist, ob das Plateau der stillgelegten Köpfstatt auch in das Konzept des Landschaftsparks einbezogen worden war.

Standort und Lage
Um zum Schafott zu gelangen, fährt man von Nepomuk bzw. der Hauptstraße E49 Richtung Süden nach Kozlovice bis man nach rund 500 Metern beim bewaldeten Šibenice, der sich rechterhand der Straße erhebt, angelangt ist. Ein Weg zweigt in den Wald ab, nach kurzer Zeit biegt man nach links ab und schreitet den Berg hinauf. Bevor man den Wasserbehälter erreicht, zweigt man nach rechts in den Wald ab und erreicht die Richtstätte bzw. eine davor befindliche Informationstafel. Ohne Bäume hätte man vom Schafott aus eine einwandfreie Sicht nach Nepomuk und zum darüber thronenden Schloß Zelená Hora (dt. Grüner Berg).
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1 Lokalaugenschein am 14.10.2011.
2 [Wojtu10]
3 Laut der Informationstafel neben dem Schafott.

Literatur: [Wojtu05; S. 38]
Bilder/Plan
14.10.201114.10.2011PlanskizzeRekonstruktionsskizze

© Stefan Lefnaer 14.03.2015